– warum das auch Kinder trifft
Mehr als 150 Beschäftigte bei MV Werften haben sich in den vergangenen Wochen mit dem Coronavirus infiziert. Besonders betroffen: der Standort Wismar. Dort wurden nach Angaben des Gesundheitsamtes seit Mitte August 95 Fälle im Bereich des Schiffbaus gezählt. Das hat auch Folgen für alle anderen Bewohner des Kreises.
„Dabei handelt es sich etwas weniger als zur Hälfte um unmittelbare Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werft, die andere Hälfte ist bei von der Werft beauftragten Unternehmen beschäftigt“, teilt Christoph Wohlleben, Sprecher das Landkreises Nordwestmecklenburg, mit. Ein Teil der Mitarbeiter sei geimpft, überwiegend mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, heißt es aus der Kreisverwaltung.
155 von rund 2000 Werftarbeitern haben sich infiziert
Die Werft hatte vor einigen Monaten eine große Impfaktion organisiert und gehofft, damit auch viele ihrer Mitarbeiter zu erreichen. Inzwischen impfe laut Stefan Sprunk, Sprecher bei MV Werften, ein Arzt die Belegschaft weiter – allerdings nun mit dem Impfstoff von Biontech.
Von einem „Corona-Ausbruch“ möchte Sprunk allerdings nicht sprechen. Bei zurzeit wieder rund 2000 Beschäftigten auf der Werft allein in Wismar müsse man die positiven Fälle ins Verhältnis setzen. Immerhin: „Die MV-Werften-Mitarbeiter-Anzahl aktiver, gemeldeter Infektionen in Quarantäne liegt aktuell unter 40“, so Sprunk.
Mitarbeiter sollen Selbsttests machen
Neben den üblichen Hygiene-Maßnahmen zählt Werft-Sprecher Stefan Sprunk auf, wie die Schiffbauer vor dem Virus geschützt würden, darunter organisatorische Meldeketten in den Abteilungen für schnelle Nachverfolgung und Informationsweitergabe, eine zentrale E-Mail-Meldestelle und Kontakt-Tagebücher. Durch entzerrte Schichtzeiten sollen Staus am Tor vermieden werden. Sogar eine tägliche Videokonferenz eines Corona-Krisenstabes gebe es, in dem die tägliche Lage analysiert werde.
Bei Erkältungssymptomen seien die Beschäftigten angehalten, zu Hause zu bleiben. Ab kommender Woche wolle man die Mitarbeiter, die aus den Ferien kommen, zudem vermehrt testen. Bislang habe das Unternehmen rund 100 000 Selbsttests und 250 000 Masken zur Verfügung gestellt. Auf Teilen des Geländes gelte eine verschärfte Maskenpflicht mit FFP2-Masken. MV Werften sorge nach eigenen Angaben täglich für die konsequente Umsetzung der Maßnahmen und sei parallel dazu auch in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt.
40 Prozent der Werftmitarbeiter vollständig geimpft
Bislang wurden allerdings seit Mitte August insgesamt 155 Coronavirus-Infektionen bei Beschäftigten „aus dem Umfeld der maritimen Industrie und deren engen Kontaktpersonen in MV nachgewiesen“, wie auf OZ-Anfrage an das Landesgesundheitsamt, bei dem das Fallgeschehen inzwischen wegen der Vielzahl der Betroffenen, angelegt ist, bestätigt wurde.
Vollständig geimpft seien nach derzeitigem Stand circa 40 Prozent der Werftarbeiter. „Diese Fälle betreffen vier Landkreise und eine kreisfreie Stadt“, heißt es weiter. In Vorpommern-Rüge haben sich laut Kreissprecherin Sandra Lehmann neun Werftarbeiter infiziert, das Gesundheitsamt der Hansestadt Rostock schweigt zu Fällen auf der Werft.
Corona-Ampel springt in Nordwestmecklenburg auf Gelb
Die Corona-Ampel sprang in Nordwestmecklenburg am Dienstag das erste Mal seit dem 18. September wieder auf Stufe Gelb. Etwa ein Drittel der Fälle dieses Tages konnte auf die Werft und mit ihr verbundene Unternehmen zurückgeführt werden. Direkte Folge: Für Kinder in Schule und Hort gilt seit dem wieder die Maskenpflicht, für Besuche etwa beim Friseur oder im Fitnessstudio brauchen Ungeimpfte einen tagesaktuellen negativen Corona-Test, auch Urlauber müssen alle drei Tage einen Test vorlegen.
MVs Gesundheitsministerium stehe in engem Austausch mit dem zuständigen Gesundheitsamt sowie dem Landesamt für Gesundheit bei den Infektionen im Umfeld der maritimen Industrie. „Grundsätzlich gibt es seitens des Robert Koch-Institutes empfohlene Maßnahmen bei Ausbrüchen, beispielsweise zum Umgang mit Kontaktpersonen, die seit Beginn der Pandemie genutzt werden“, heißt es dazu aus Schwerin.
Von Michaela Krohn
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