Als Gerd Müller in Stralsund den Goldenen Fußballschuh übergab
Stolz und vielleicht auch etwas wehmütig erinnern sich die Stralsunder Sportfans noch an die Zeiten, als der Fußball hier noch nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwunden war. Unvergessen die Ära von Vorwärts Stralsund in der DDR-Oberliga.
Auch an das FDGB-Pokalspiel gegen den 1. FC Magdeburg denken viele gern zurück. Zu den besonderen Ereignissen in der Stralsunder Fußballwelt gehörte aber auch der 15. Juni 1991.
1400 Fans kamen damals ins Stadion
Bei nicht berauschendem Wetter waren 1400 Kickerfans ins Stadion der Freundschaft gekommen. Sie wollten die ganz Großen sehen. Hans Ettmayer, Lothar Emmerich, die Förster-Brüder Bernd und Karlheinz, Willi „Ente“ Lippens und den „Bomber der Nation“, wie Gerd Müller wegen seiner hohen Trefferquote genannt wurde.
OB Lastovka beim Ehrenanstoß
Die Stralsunder ließen sich davon die Laune nicht verderben. Sie freuten sich auf ein spannendes Spiel, das der damalige Oberbürgermeister Harald Lastovka in Begleitung der „Miss Stralsund“ ehrenhalber angepfiffen hatte. Sein Tipp gegenüber der OZ-Reporterin: „Wir gewinnen 5:4.“ Ganz so ist es dann doch nicht gekommen, denn die Promis gewannen durch zwei Tore von „Ente“ Lippens sowie Treffer von Karl-Heinz Förster und Willi Neuberger mit 4:2.
Auch wenn die berühmten Gäste damals mit „gelungenen Flachpässen, technischen Kabinettstückchen und herzhaften Schüssen“, wie die OZ damals schrieb, überzeugte, ließen sich die TSV-Spieler keinesfalls den Schneid abkaufen. Hatten sie doch das Laufwunder Bernd Wunderlich und Torjäger wie Volker Heims, Uwe Kutz und Co. in ihren Reihen. Immerhin zweimal knallten die Sundstädter das Leder ins gegnerische Tor. Mario Kroß und Uwe Kutz sorgten für diese Treffer.
Alle Spieler des TSV im Einsatz
„Für Dietmar Hanke, Uwe Kutz und Axel Duggert war der sportliche Nachmittag gleichzeitig der Abschied aus der Mannschaft, aus dem aktiven Sport“, erinnert sich Hartmut Stuhr, dass auch Auszeichnungen überreicht wurden. Der Mann, der viele Jahre dem Fußball verbunden war und zuletzt mit den Oldies des FC Pommern auf Achse war, stöberte für den OZ-Bericht auch in seinem umfangreichen Foto- und Textarchiv.
Das hat auch Jörg Rakow, in Stralsund nur als „Schalke“ bekannt. Der Stralsunder, der auch viele Hallenturniere mit den Helden von einst organisierte, war allerdings bei diesem Spiel im Sommer 1991 nicht dabei. „Ich hatte schon Urlaub in Bulgarien gebucht. Und ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass die berühmten Leute wie Gerd Müller kommen. Ich dachte, die schicken eine B-Auswahl nach Stralsund.“ Als er wiederkam, hielt ihm TSV-Trainer Hans Eckert, der leider schon tot ist, die Zeitungsberichte unter die Nase.
Für Stralsund standen damals übrigens auch Günther, Boguslawski, Person, K. Duggert, Dabergott, Garolea, Heims, J. Hanke, Kroß, Wunderlich, Zellmer, Kühn, Franke, Krieger und Busch im Aufgebot. Kommentiert wurde das Spiel übrigens von Ex-Hansa-Spieler Rainer Jarohs, der damals gerade bei Radio MV angeheuert hatte.
Nach dem Spiel, das erste, das die West-Auswahl im Osten absolvierte, gab es noch zwei Höhepunkte. Einen wird der Stralsunder Kicker Volker Heims sicher nie vergessen: Der „Bomber der Nation“ überreichte ihm den „Goldenen Fußballschuh“, weil „Heimser“ mit 13 Treffern zum Torschützenkönig der Landesliga, in der der TSV 1991 wie heute kickte, gekürt worden war.
„Das war schon toll“, sagt der 58-Jährige und gesteht, dass die Mannschaft vor dem Spiel ganz schön aufgeregt war. „Sind ja alles große Namen gewesen...“ Am Abend wurde erst in der Sportlerklause des Stadions, später in der „Kulisse“ noch ein bisschen gefeiert. Und was ist aus dem Fußballschuh geworden? „Das weiß ich gar nicht, ich habe den damals oben bei Hänßer ins Regal gestellt.“ Volker Heims, der in der Logistik des Krankenhauses arbeitet, guckt zwar immer noch gern Fußball, aber selber kicken geht nicht mehr. „Wegen der kaputten Knochen.“
Autogrammstunde nach dem Match
Damals nach dem Spiel kamen auch noch die Stralsunder Fußballfans auf ihr Kosten, denn sie konnten sich Autogramme holen und Bücher signieren lassen. Viel Zeit nahmen sich die Promis aber nicht. Sie hatten es eilig, wollten das Meisterschaftsspiel nicht verpassen.
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